Bericht 1120 Wien, Am Schöpfwerk 27

Ganztagsvolksschule, 4. Klasse

Reflexion Musik zum Anfassen

Von: v.Vl. Christian Nowotny, GTVS-12, Am Schöpfwerk 27

Zur Idee: Die Grundidee, dass Kinder auf den Spuren der Musik unterwegs sein sollen und dabei in einem kreativen Prozess eingebunden werden um ihre eigene Musik zu gestalten, klingt vielleicht nicht neu. Jedoch ist hier die Möglichkeit “Leute von Außen” in die Schule zu bringen, was dem Prinzip des offenen Unterrichts entspricht. Der Projektaufbau, mit der Untereilung in einzelne Workshops, welche über einen längeren Zeitraum verteilt sind, garantiert auch, dass es kein “Einmalerlebnis” sondern ein bleibendes Erlebnis für die Kinder bleibt. Natürlich darf man das Angebot nicht einfach nur konsumieren, sondern sollte auch in der projektfreien Zeit immer wieder auf Angebote aus einem der Workshops zurückgreifen und sie in den Musikunterricht einbauen.

Lehrplan: Man muss nicht erst lange nachlesen um Bereiche aus dem Lehrplan zu finden, die von diesem Projekt abgedeckt werden. Die Bereiche Musizieren, bewusstes Hören und anregen zum kreativen musikalischen Gestalten stehen schon in der Einleitung zu den Bildungs- und Lehraufgaben. Schon hier zeigt sich, dass das Projekt an den Bedürfnissen der Grundschule orientiert. Musizieren mit selbstgebastelten oder gefundenen Instrumenten nach Notation, Geräusche und Klänge aus der Umwelt erkennen, benennen, nachahmen und in grafische Zeichen umsetzen, Klangexperimente und noch viele andere Lehrplanforderungen werden abgedeckt und in einer für die Kinder interessanten Form angeboten.
Auch der Forderung nach eigenständigem musikalischen Gestalten der Kinder wird in jedem der Workshops nachgekommen.

Projektleitung: Dietmar Flosdorf (von Beruf Bratschist) hat für mich ein kleines organisatorisches Wunder vollbracht. Natürlich hat er die Kontakte zu Musikern und damit einen kleinen Vorteil. Wenn man sich vor Augen hält, wie viel Zeit es einen Grundschullehrer kosten würde, all diese Kontakte zu knüpfen, würde so ein Projekt wahrscheinlich kaum zustande kommen. Immer um jedes Detail bemüht und auch flexibel, wenn es einmal zu Problemen oder Terminkollisionen kam, war es immer angenehm und produktiv mit Hrn. Flosdorf zusammenzuarbeiten. Neben dem ungeheuren Fortschritt und der Sensibilisierung der Musik gegenüber, den ich bei den Kindern feststellen konnte, konnte ich auch persönlich und für den weiteren Musikunterricht Ideen mitnehmen, die ich in der nächsten Zeit sicher umsetzen werde.
Trotz der knappen Zeit der Beteiligten (vor allem meinerseits) war es doch immer wieder möglich in Gesprächen das Erlebte und Beobachtete miteinander zu vergleichen und daraus für das nächste Konzert eine Lehre daraus zu ziehen.

Die Musiker: Vor allem vor dem ersten Konzert, hatte ich Sorge, dass es die Musiker mit den Kindern meiner Klasse (oft Interesselosigkeit, überdrehtes Verhalten, kurze Konzentrationsphasen) eher schwer haben würden. Aber durch ihre positive Einstellung und ihren liebevollen Zugang zur Musik, schafften sie es spielend in Gesprächen einen Tür zu den Kindern zu finden. Dabei war auffällig, dass sogar Kinder, die sich nicht so gern erklären lassen, wie etwas funktioniert oder die Angst vor dem Scheitern haben, sich ohne gegängelt oder gemaßregelt zu fühlen, ernsthaft mit den Künstlern auseinander setzten und so auch für ihr späteres Leben einiges mitnehmen konnten.

Umfeld: Mit Fortdauer des Projektes wurde mir immer klarer, wie professionell hier gearbeitet wurde. Angefangen von den Musikern, über Hrn. Flosdorf und auch so manchen Helfeshelfer wie Hrn. Lengauer, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmerte, stellte ich fest, dass wirklich an alles gedacht war und nichts dem Zufall überlassen wurde.

Kinderbeobachtungen: Auffallend für mich war; dass vor allem leistungsschwächere Schüler die Angebote, ein Musikinstrument ausprobieren zu dürfen, vermehrt annahmen. Kaum einmal, dass ein Kind, welches ansonsten eher schwer für etwas im Unterricht zu begeistern ist, herumsaß oder gar den Eindruck erweckte, es könne ihm/ihr fad sein. Schon alleine die vorgetragenen Musikstücke am Beginn der Workshops fesselten die Kinder so stark, dass man richtig merken konnte was für eine kraftvolle Wirkung die Musik auf die Kinder haben muss. Zu bemerken war auch ein nachhaltiges positives Klassenklima in den nachfolgenden Unterrichtsstunden. Vor allem, die Anerkennung der anderen Schüler für ein Kind, dass es geschafft hatte der Posaune immer wieder einen markerschütternden Ton zu entlocken oder die Gemeinsamkeiten die manche Kinder plötzlich entdeckten, trugen dazu bei.

Alles in allem halte ich das Projekt “Musik zum Anfassen” für eine Ergänzung des Musikunterrichtes für Grundschulen. Wie bekannt sein dürfte, ist es für Kinder leichter etwas zu lernen oder zu erfahren, wenn sie es begreifen dürfen. Hier ist die Möglichkeit und wir sollten sie nicht ungenutzt lassen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich selbst aus der Mitarbeit sehr viel gelernt habe und diese für mich neuen Erkenntnisse und Fähigkeiten auch weiterhin in meinen Unterricht einbauen werde. Es bleibt mir nur noch Dietmar Flosdorf und seinem Team zu danken und ihnen viel Glück für die nachfolgenden Projekte zu wünschen.

Wien, 03.06.2002

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